Portrait

Alexander
Gerst

„Lasst uns zusammen in den Weltraum fliegen, um gemeinsam unsere Erde und ihre Verletzlichkeit besser zu verstehen.“

Alexander Gerst ist ein deutscher ESA-Astronaut und Geophysiker, der am 3. Mai 1976 in Künzelsau, Deutschland, geboren wurde. Er war einer von 8.413 Aspiranten, die sich 2008 bei der ESA für die Aufnahme in deren Astronautenkorps bewarben und ist seit 2009 Mitglied des ESA-Astronautenkorps. Er flog zweimal zur ISS für seine Blue Dot und Horizons Missionen.

Gerst studierte zunächst Geophysik an der Universität Karlsruhe, gefolgt von Geowissenschaften in Neuseeland, und schließlich Vulkanologie an der Universität Hamburg, wo er 2010 promovierte. Während seines Studiums arbeitete er als Vulkanologe am Institut für Geophysik der Universität Hamburg, und war an zahlreichen Forschungsexpeditionen auf allen Kontinenten der Erde beteiligt. Im Jahr 2009 wurde Gerst von der ESA als Astronaut ausgewählt und begann seine Astronauten-Grundausbildung in Köln. Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss erhielt er von der ESA am 22. November 2010 sein offizielles Astronauten-Zertifikat.

Im September 2014 startete er seine erste Mission zur Internationalen Raumstation (ISS), die Expedition 40/41 mit dem Namen „Blue Dot“, und verbrachte insgesamt 166 Tage im All. Während seines Aufenthalts führte er hunderte Experimente durch und arbeitete eng mit seinen Kolleg*innen aus verschiedenen Ländern zusammen. Im Juni 2018 startete er zu seiner zweiten Mission, der Expedition 56/57 mit dem Namen „Horizons“, die ihn für weitere 197 Tage auf die ISS brachte und seine Gesamtzeit im All auf ungefähr ein Jahr erhöhte. Hierfür wurde er zusätzlich zu seiner Funktion als Bordingenieur auch als Pilot des Soyuz-Raumschiffes ausgebildet. Auf der Mission wurde ihm als erstem Deutschen, und als erst zweitem Europäer überhaupt, das Kommando über die Internationale Raumstation übertragen.

Im August 2011 wurde Alexander Gerst als Besatzungsmitglied für die ISS-Expedition 40/41 benannt. Seine missionsspezifischen Vorbereitungen im Moskauer Gagarin Cosmonaut Training Center begannen im April 2012. Im Rahmen der ISS Expeditionen 40 und 41 war Alexander Gerst Bordingenieur auf der Internationalen Raumstation. „Blue Dot“ dauerte vom 28. Mai bis zum 10. November 2014. Ihren Namen verdankt sie dem ersten Foto, das vom äußeren Sonnensystem von der NASA-Raumsonde Voyager 1 aufgenommen wurde. Von dem amerikanischen Astronom Carl Sagan wurde die Erde darauf als „Pale Blue Dot“ beschrieben – als blasser, blauer Punkt. Während der Blue Dot Mission absolvierte Gerst ein sehr umfangreiches Wissenschaftsprogramm mit Experimenten aus den Bereichen Physik, Biologie, menschliche Physiologie und Strahlungsforschung. Er führte während seines Aufenthaltes an Bord der Internationalen Raumstation Experimente durch und testete neue Technologien. Zusätzlich war er für das Andocken des europäischen Raumfrachters ATV-5 sowie für das Anlegen der amerikanischen Dragon- und Cygnus-Versorgungskapseln zuständig. Alexander Gerst absolvierte am 7. Oktober 2014, gemeinsam mit seinem NASA-Kollegen Reid Wiseman, einen Außenbordeinsatz (Extra Vehicular Activity, EVA). Während des 6 Stunden und 13 Minuten andauernden Einsatzes lagerte er unter anderem eine defekte Kühlpumpe um und installierte ein neues Kabelsystem für den Greifarm.

Am 6. Juni begann Alexander Gerst die Horizons-Mission mit seinem zweiten Flug zur Internationalen Raumstation. Alexander Gerst hat insgesamt 363 Tage an Bord der ISS gelebt und gearbeitet. Ab dem 3. Oktober 2018 bis zum Ende seiner Mission war Gerst Kommandant der Internationalen Raumstation. Er war der zweite ESA-Astronaut in dieser Rolle und trug, in Ergänzung der Aufgaben des Flugdirektors am Boden, die Verantwortung für die Sicherheit und den laufenden Betrieb an Bord der ISS. Bei Eintreten eines Notfalls und eines eventuellen Abbruchs der Kommunikation, übernimmt der ISS-Kommandant das alleinige Kommando. Zu den Aufgaben eines ISS-Kommandanten zählen auch Teamführung sowie Motivation und Förderung von Partnerschaftlichkeit. Alexander Gerst kehrte am 20. Dezember auf die Erde zurück. Seine Rückkehr zur Erde markierte den erfolgreichen Abschluss der Horizons-Mission, während der er mehr als 60 europäische Experimente im Weltraum durchführte. Während seiner Mission installierte er außerdem die erste kommerzielle Forschungseinrichtung im Columbus-Labor. Zusammen mit der dreiköpfigen Mannschaft kehrten auch mehrere wissenschaftliche Experimente an Bord der Sojus zur Erde zurück, darunter das Experiment Dosis 3D, das einen besseren Einblick in die Dosis und Verteilung der Strahlung an Bord der Raumstation vermittelt. Dabei handelt es sich um einen von vielen für die Erde sowie die bemannte und die robotische Exploration nutzbringenden Versuchen im Zuge der Vorbereitung Europas auf künftige Missionen zum Mond und darüber hinaus. Die Höhepunkte der Horizons-Mission mit einer umfangreichen Auswahl an von Gerst gemachten Aufnahmen, sind auf Flickr zusammengestellt.

Nach seiner Rückkehr zur Erde im Dezember 2018 übernahm Alexander Gerst neben seiner Trainingstätigkeit als Astronaut Aufgaben am European Space Research and Technology Centre (ESTEC) der ESA in den Niederlanden, um für die ESA-Mitgliedsstaaten Strategien zu entwickeln, die eine Beteiligung an Missionen im Erdorbit in der Zeit nach Beendigung der ISS erlauben. Hierfür leitete er eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, bestehend aus zahlreichen Weltraumexpertinnen der ESA, der Industrie und verschiedener nationalen Raumfahrtagenturen Europas. Gerst bringt seine Weltraumerfahrung zudem in verschiedene internationale Entwicklungsprojekte mit ein. In Zusammenarbeit mit der NASA und verschiedenen Europäischen Raumfahrtunternehmen ist Gerst Teil des ESA-Teams für die Planung und Konstruktion der neuen Gateway Raumstation, die in wenigen Jahren um den Mond kreisen soll, um Missionen zur Mondoberfläche zu unterstützen. Im Jahr 2022 war Gerst an der Auswahl einer neuen Gruppe von Europäischen Astronautinnen beteiligt, die im April 2023 ihr Basistraining am Europäischen Astronautenzentrum in Köln aufnahmen. Seit März 2023 leitet Gerst die Abteilung „Astronaut Operations“ am Europäischen Astronautenzentrum in Köln. Zu seinen Aufgaben gehören, neben der Führung der neuen Astronautengruppe, auch die logistische und operationelle Unterstützung von zukünftigen ISS- und Mondmissionen. Als Geophysiker ist er besonders an operationellen und wissenschaftlichen Aspekten zukünftiger Mondmissionen interessiert. Neben seiner Tätigkeit bei der ESA ist Alexander Gerst offizieller Botschafter für UNICEF. Er hat zwei Bücher über seine Weltraummissionen veröffentlicht und teilt seine Erlebnisse mit der Öffentlichkeit durch regelmäßige Präsentationen, Auftritte und TV-Dokumentationen. In seiner Freizeit geht er Aktivitäten wie Gleitschirmfliegen, Mountainbiking, Bergwandern, Klettern oder Tauchen nach. Für seine Arbeit wurde Gerst mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz, einer der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland, der goldenen Humboldt-Medaille, dem Senckenberg-Preis und, zusammen mit der Crew der Internationalen Raumstation, mit dem Preis des Westfälischen Friedens.

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